Von der Idee zum Applaus

Man geht ins Theater, welche Bühne auch immer, hat für ca. 2 Stunden einen, mal mehr mal weniger, vergnüglichen Abend und geht wieder nach Hause. Je nachdem, wie einem das Theaterstück gefallen hat, behält man es in guter Erinnerung, erinnert sich vielleicht noch nach Jahren an die Handlung und evtl. an den einen oder anderen Schauspieler, oder man löscht es gleich wieder aus seiner Erinnerung. So geht es sicherlich vielen von uns.

Aber: Wie entsteht eigentlich so ein Theaterstück? Was passiert zwischen erster Idee und Applaus? Der Schriftsteller Karel Capek hat es in seinem Buch "Wie ein Theaterstück entsteht" ganz treffend formuliert: "Das Theater ist eine Kunst wie das Krieg führen und ein Hasardspiel wie das Roulette: Niemals weiß man im Vorhinein, wie es ausfallen wird.“

Am Anfang steht die Frage: Wer übernimmt für das nächste Stück die Regie?

Die Regie liest sich zunächst durch eine große Zahl von Rollenbüchern und trifft eine Vorauswahl. Diese Auswahl wird dann an einige "Mitstreiter" zum Lesen weiter gegeben. Für die Entscheidung sind dann verschiedene Kriterien zu beachten: Treffen wir mit dem Stück den Geschmack (Humor) unseres Publikums? Haben wir entsprechendes Spielerpotential? Ist das Bühnenbild umsetzbar?

Hat sich die "Jury" dann für ein Stück entschieden, muss sich die Regie Gedanken machen, wie sie die Rollen besetzen will. Das heißt, sie muss die entsprechenden Darsteller ansprechen, ob sie spielen wollen. Da man aber bekanntlich nicht "die Katze im Sack kauft", möchten die meisten Darsteller zunächst einmal das Rollenbuch zum Lesen haben - ich weiß, wovon ich spreche, ich gehöre nämlich selber zu diesen Kandidaten! Aber nicht nur die Schauspieler müssen ausgesucht und angesprochen werden, unverzichtbar für eine Inszenierung sind die Souffleuse, falls ein Schauspieler mal einen "Texthänger" hat und die Inspizienten. Die Inspizienten kümmern sich nicht nur darum, dass die Requisiten am richtigen Platz sind, sie sorgen auch dafür, dass die Akteure zum richtigen Zeitpunkt auf die Bühne kommen.

Und ganz nebenbei sind sie auch noch dafür zuständig, dass sich der Vorhang "in time" öffnet und schließt. Wie unsere Inspizienten bestätigen können: ein aufregender Job! Man munkelt, einige tauschen vor Aufführungsbeginn ihre Highheels gegen Turnschuhe oder Stoppersocken, damit sie während der Aufführungen schnell und lautlos hinter der Bühne hin und her flitzen können. Und dann wäre da noch die Technik, die sich um Licht auf der Bühne und im Saal, Musik und Geräusche kümmert. Sind die Personalfragen geklärt, geht es auch schon ans Proben. Bis zur Generalprobe trifft sich das Team ca. zweimal die Woche. Während der Probenzeit nimmt auch unser Bühnenbild, Dank unserer Bühnenbauer, Gestalt an. Ständig wird auf der Bühne noch irgendwo gebohrt und gehämmert und bis zur Premiere mit Möbeln und Accesoires verfeinert. Auch an den Kostümen wird noch bis zum Schluss gefeilt: hier noch ein Hut oder eine Perücke, da noch ein Kittel - oder doch lieber die Schürze? Spätestens bis zur Generalprobe muss alles stehen: sitzt der Text? Haben alle ihre Klamotten und Reqisiten zusammen? Steht alles an seinem Platz? Stehen im Ort die Plakate? Ist der Tresendienst für die Aufführungen organisiert? Wer stellt an den Samstagen im Saal die Stühle auf? Wer macht die Kasse? Und, und, und,...

Und nach ca. 12 Wochen Vorbereitung: Premiere! Noch ist das Team ganz entspannt, die Schauspieler sitzen in der Maske und werden von den Maskenbildnern "bühnenfein" gemacht, die Inspizienz kontrolliert nochmal, ob alles an seinem Platz steht, es wird sich nochmal über die Schulter gespuckt "toi, toi, toi" und dann ertönt das Klingeln:

1x, 2x, 3x - dann öffnet er sich, der Vorhang...

Wie Sie sehen, besteht unser Amateurtheater nicht nur aus "Schauspielern", die am Ende der Vorstellung den Applaus ernten. So eine Inszenierung macht viel Arbeit und benötigt ganz viele Helfer auf, vor, hinter und unter der Bühne. Ohne das ganze "Drumherum" könnten wir ein Theaterstück gar nicht auf die Bühne bringen. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle einmal im Namen aller Darsteller bei allen unseren Mitgliedern bedanken, die im Hintergrund, ungesehen vom Publikum, uns Darsteller mit unermüdlichem Engagement und völlig selbstverständlich bei jeder Produktion so tatkräftig unterstützen. Dafür danken wir von Herzen - schön, dass es euch gibt!

Man muss also nicht unbedingt "auf die Bretter" um an einem Theaterstück mitzuwirken. Es gibt viele Möglichkeiten, auch hinter der Bühne, seine Handschrift in einer Inszenierung zu hinterlassen. Bei uns hat bis jetzt noch jeder seinen Platz gefunden. Schauen Sie doch einmal auf einer unserer Proben vorbei und schnuppern Sie die Theaterluft! Und, wer weiß: vielleicht verkaufen auch Sie ihr Herz...

Text: Susanne Iden

... Sie setzen jeden Abend eine Maske auf
und sie spielen, wie die Rolle es verlangt.
An das Theater haben sie ihr Herz verkauft.
Sie stehn oben und die unten schauen sie an. ...

(Auszug aus "Theater" von Katja Ebstein)

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